#besetzen: Leerstand in nördlicher Innenstadt besetzt

Heute wurde ein leerstehendes Haus in der Kardinal-Albrecht-Straße vorübergehend besetzt.

Die Räumung der Hasi konnte vorerst verhindert werden. Das, wofür die Auseinandersetzung um die Hasi steht, bleibt weiter aktuell: Trotz des großen Leerstands steigen die Mieten in Halle kontinuierlich. In der Konsequenz werden Menschen mit geringerem Einkommen aus zentral gelegenen Stadtteilen verdrängt. Davon betroffen sind auch unkommerzielle, politische oder kulturelle Räume wie z.B. die Hasi, die Rockstation oder das La Bim. Die Stadt Halle beteiligt sich an dieser Dynamik nicht nur im Fall der Hasi. Der Ausverkauf städtischen Eigentums, Luxussanierungen und die künstliche Verknappung von Wohnraum durch den Abriss von Gebäuden führen zu steigenden Mieten und Verdrängung. Die ohnehin starke Trennung sozialer Schichten in Halle wird damit weiter verstärkt.

Wir werden diese Entwicklung nicht widerstandslos hinnehmen! Was wir brauchen, sind selbstverwaltete, unkommerzielle Räume, die allen offen stehen. Wir fordern ein Recht auf Stadt für alle unabhängig von Einkommen, Herkunft und Geschlecht. Wir werden uns weiter für emanzipatorische Freiräume, gegen Verdrängung und für eine Stadt von unten einsetzen.

Freiräum erhalten! Hasi bleibt!

Die Räumung der Hasi ist erstmal gescheitert, gestern war doch nicht der Tag X, wir können erstmal feiern und uns ausruhen.

Fetter Dank geht raus an alle, die heute auf den Straßen waren. Danke an die Hasis, die im Haus und auf den Bäumen ausgeharrt haben (Hambi lässt grüßen). Danke an die Menschen, die für Tee, Brot und Musik gesorgt haben. Danke an die, die trotz der massiven Versuche, die gesamte Saaleinsel abzusperren bis an die Hasi gekommen sind. Danke an euch alle!

Dass es das nicht gewesen sein wird, ist uns aber klar. HWG und Stadt stehen jetzt ziemlich blöd da. Statt auf Teufel komm raus den nächsten Räumungsversuch vorzubereiten sollte jetzt eine politische Lösung gefunden werden. Bis dahin werden wir uns aber weiter organisieren und zum nächsten Termin noch mehr sein.
Wir kämpfen weiter für emanzipatorische Freiräume, gegen Verdrängung und für eine Stadt für alle!

Kommt, wir nehmen uns die Stadt zurück!

Viele von uns haben die Hasi in den letzten Jahren lieben gelernt. Wir haben dort gemeinsam Sport gemacht, musiziert, gegessen, diskutiert, gefeiert, uns unterhalten, genäht und gewerkelt. Das alles gemeinsam und ohne jemanden um Erlaubnis bitten zu müssen.

Es sind diese Orte, die eine Stadt braucht: Orte, an denen Menschen sich zwanglos organisieren können. Orte, an denen gesellschaftliche Prozesse allen Menschen offen stehen. Orte, die uns unserere Vereinzelung
überwinden helfen. Es sind solidarische Beziehungen an solchen Orten, die so viel ermöglichen und in Richtung einer gesellschaftlichen Utopie weisen. Diese Räume müssen wir verteidigen, beleben und aufbauen. Nun soll mit der Hasi ein weiterer solcher Ort geräumt werden.

Halle ist eine ungleiche Stadt. Deutschlandweit gibt es nur drei Städte, in denen die Bevölkerung räumlich noch stärker in nach “arm” und “reich” aufgeteilt ist. Die Gründe für diese Spaltung sind vielschichtig, aber vor allem in der kommunalen Wohnungspolitik zu finden. Deren vorrangiges Ziel war es bisher, Leerstand zu beseitigen und aufzuwerten. Bis 2012 wurde die Leerstandsquote von 21% auf 11% gesenkt. Teils durch Sanierungsmaßnahmen, teils durch Abriss. Die Folgen dieser künstlichen Verknappung sind mittlerweile bemerkbar. Seit 2012 sind die Mieten in Halle um durchschnittlich 12% gestiegen, in der Altstadt sogar um 20%.

Dabei liegen knapp 40% des halleschen Wohnraums in kommunaler Hand: Entweder verwaltet durch die HWG und GWG, zwei hundertprozentige kommunale Unternehmen, oder durch Bau- und Wohnungsgenossenschaften. Es wäre also gar nicht so schwer Wohnraum zu schaffen, der bezahlbar ist, sozial durchmischt und Freiräume zulässt. Dies könnte die Basis sein für eine Stadt, die ein möglichst freies und kollektives Leben für alle ermöglicht.

Obwohl in anderen Städten wie Leipzig die flächendeckende Privatisierung von Wohnraum als Fehler eingesehen wird und Wohnungsbestände teuer zurückgekauft werden müssen, dient die HWG weiter der Sanierung der Stadtkasse. Anstatt den Prozessen von Gentrifizierung und Entmietung etwas entgegen zu setzen, verkauft die kommunale Wohnungsgesellschaft weiter Häuserbestände und beteiligt sich gleichzeitig an Luxussanierungen wie im Paulusviertel.

Die Stadt und ihre kommunalen Wohnungsbauunternehmen ebenso wie das Verhalten des Stadtrats gegenüber der Hasi zeigen uns, dass eine soziale, selbstverwaltete und inklusive Stadt nicht von alleine entsteht, sondern im Gegenteil, erst durch die aktive Teilhabe von uns allen erkämpft werden muss.

Noch haben wir die Möglichkeit diese Stadt zu gestalten, nutzen wir sie. Nehmen wir uns die Häuser, bevor sie zerfallen oder schicken Neubauprojekten weichen müssen. Wir fordern nicht nur den Aufbau einer
Stadt von unten, wir fangen gleich damit an!

Sollte uns die Hasi genommen werden, schaffen wir woanders Platz: für eine Stadt für alle – gegen weitere Privatisierung und für eine basisdemokratische Vergessellschaftung von Wohnraum. Nehmen wir uns gemeinsam die Häuser und Straßen dieser Stadt!

Weitere Infos folgen in den nächsten Tagen.

Leerstand markieren, Wohnraum vergesellschaften!

Am Samstag, 3.11.18, um 15 Uhr lädt die Interventionistische Linke Halle zu einer Leerstandrallye ein. Treffpunkt: Hafenstraße 7.

Halle ist bundesweit eine der Städte mit dem meisten Leerstand und trotzdem steigen die Mieten in den letzten Jahren kontinuierlich. Dieser Umstand ist einer Wohnpolitik geschuldet, die sich an ökonomischen Interessen und nicht der Teilhabe aller orientiert. Die Hasi ist ein akutes Beispiel dafür: Lange Zeit stand das Gebäude in der Hafenstraße leer bevor die jetzigen Betreiber*innen dafür eine sinnvolle Nutzung fanden. Jetzt soll das Gebäude zu einer Millionensumme verkauft werden.

Gemeinsam wollen wir uns ein Bild von dem Leerstand in Halle machen, Häuser markieren und kartografieren. Wohnungsknappheit und steigende Mieten sind kein Naturgesetz. Vergesellschaftung und Demokratisierung von Wohnraum ein notwendiger Schritt um dieser Dynamik entgegenzuwirken.